Ernst Křenek

*  23. August 1900

†  22. Dezember 1991

von Alexander Doent und Manfred Permoser

Essay

Vom »Überzeitlichen« zum teleologischen Materialbegriff – Anmerkungen zum Wandel von Křeneks Kompositionstheorien

»Ich … muß eine empfindliche Strafe dafür bezahlen, daß ich immer das getan habe, wozu ich gerade Lust hatte, und der Welt ein so verwirrendes Bild von meiner schöpferischen Ader geboten habe, daß sie es insgesamt schließlich vorzog, mir keine Aufmerksamkeit zu schenken. Die letztendliche Erklärung für all das liegt meiner Meinung nach darin, daß es mein ›Lebensmuster‹ ist, in keine Schablonen zu passen, die die Welt anzubieten hat, oder bestenfalls nur annäherungsweise und vorübergehend. (Dieses subjektive Gefühl wird oft dadurch überdeckt, daß ich mich offenbar erstaunlich gut in bestimmte praktische Anordnungen einfüge, denn ich besitze einen ausgeprägten Sinn für Verfahrensweisen und organisatorische Probleme und erfasse sie schnell, ein Vorteil, der nur einen weiteren Beitrag zu dem verwirrenden Bild liefert, das meine Persönlichkeit bietet.) […] Und es erhöht auch die Verwirrung, die meine Äußerungen offenbar in den Köpfen meiner Zeitgenossen hervorrufen, die nicht bereit und willens sind, sich ehrlich und geduldig mit einem Phänomen von solcher Komplexität auseinanderzusetzen, das, wie ich mit aller gebührenden Bescheidenheit zu sagen wage, mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihm zuteil ...